Kunst und Ki

Wenn ich beginne, an einer neuen Kunstserie zu arbeiten, steht am Anfang immer ein Gedanke, der mich nicht mehr loslässt. Ein Thema, das sich festgesetzt hat – meist tief verwurzelt in Fragen der Neuropsychologie, des menschlichen Erlebens, Denkens, Fühlens. Ich will es verstehen, greifen, sichtbar machen. Es sind diese Ideen, die nicht locker lassen, selbst wenn der Alltag längst weitergezogen ist.

Also forsche ich. Ich lese Studien, Artikel, Beobachtungen. Und hier beginnt die KI ihre erste Rolle zu spielen. Sprachmodelle wie ChatGPT, Gemini oder Perplexity helfen mir dabei, fundierte Informationen zu finden, Zusammenhänge zu erfassen, neue Blickwinkel zu entdecken. Sie sind Werkzeuge, keine Orakel – sie strukturieren den Dschungel an Wissen, durch den ich mich bewege. Und manchmal bringen sie mich auch in ganz neue Sackgassen – aber naja, wer Kunst macht, weiß: Umwege führen meist auch zum Ziel.

Parallel dazu: ein Gedankenstrom. Roh, unzensiert, emotional. Ich notiere alles, was mir durch den Kopf geht – ohne Ordnung, ohne Anspruch. Ein Text, wie ein wilder Garten. Und wieder greife ich zur KI. Sie hilft mir, meine Gedanken zu sortieren, Verbindungen sichtbar zu machen, Worte zu finden, wo vorher nur wirre Fragmente waren.

Langsam beginnt ein inneres Bild zu entstehen. Es ist noch diffus, aber voller Stimmung, voller Bedeutung.

Aus meinen gesammelten, nun geordneten Worten entsteht ein erster Prompt – eine Beschreibung, die ich selbst mit Lichtstimmungen, Emotionen und Texturen anreichere, bevor ich sie an einen KI-Bildgenerator wie DALL·E oder Midjourney weitergebe.

Und genau hier beginnt die eigentliche Experience – dieser Moment, in dem sich Vorstellung, Technik und Bauchgefühl in einem Bild treffen. Ich nenne das liebevoll Mindfuck: Wenn die KI mir etwas präsentiert, das gleichzeitig falsch, faszinierend und irgendwie… genau richtig ist. Ein gedanklicher Drahtseilakt, der oft neue Perspektiven öffnet. (Es gibt hier auch einen Blogartikel zum Thema Experience & Mindfuck in meiner Kunst)

Doch selten treffe ich mit dem generiertem Bilder damit direkt ins Schwarze. Manchmal braucht es 10, manchmal 50 oder mehr Versuche, bis ein Ergebnis dabei ist, das das Richtige in mir zum Klingen bringt. Und manchmal bringt mich die KI zur Verzweilung und manchmal zum Lachen, weil ihre Vorschläge mit meiner Idee ungefähr so viel zu tun haben wie ein Nilpferd mit Ballett. (Gebt gerne bei ChatGPT / DALL-E mal Nielpferd im Ballett ein – ist lustig.)

Wichtig dabei: Ich suche nicht das perfekte Bild. Ich suche ein Gegenüber. Die generierten Bilder sind für mich ein Dialog mit der KI – ein Abbild dessen, was jetzt möglich ist. Ein Spiegel der Zeit, der Technologie, des kollektiven Wissens. Auch das ist Teil meiner Kunst.

Wenn das passende Bild gefunden ist, beginnt der nächste Schritt. Ich lade es herunter, bearbeite es digital – mit Photoshop, anderen Tools, und ja: auch hier ist wieder KI im Spiel. Oft unbemerkt, im Hintergrund. Oder ganz gezielt: etwa, wenn ich mit einem Klick einen Hintergrund entferne oder Perspektiven korrigiere. Das funktioniert manchmal erstaunlich gut. Und manchmal… nicht.

Dann ruht das Bild. Ich schaue es mir mit Abstand an, verwerfe, verändere, füge hinzu. Manchmal wird es verwackelt, verzerrt, auseinandergenommen. Und wenn es bereit ist, geht es in den Druck – in Graustufen, auf Leinwand oder handgeschöpftem Papier. Noch ist es roh.

Jetzt beginnt der analoge Teil. Ich experimentiere mit Farben – oft mit Acryl- und Metallic-, aktuell fast ausschließlich mit (Neon-)Ölfarben. Die Verbindung von KI-Ästhetik und klassischer Malerei fasziniert mich. Es ist eine Begegnung zwischen Vergangenheit und Zukunft. Zwischen alten Meistern und leuchtenden Pigmenten, die oft unter Schwarzlicht eine weitere leuchtende Dimension zeigen.

Ein wertvolles Hilfsmittel in dieser Phase ist mein Skizzenbuch. Darin sammle ich kleine Ausdrucke meiner Werke und experimentiere direkt darauf mit Farben, Kombinationen, Intensitäten und Stimmungen. Es ist mein Labor – frei, verspielt, intuitiv. Und manchmal auch bunt bekleckst und chaotisch. Aber was wäre ein echtes Skizzenbuch ohne ein bisschen künstlerisches Durcheinander? Es soll ja schließlich zu mir passen.

Kunst und Ki

Der Original-Druck ist kostbar, naja auf jedenfall teuer. Es gibt kein Zurück. Jede Farbschicht muss sitzen. Und dennoch – ich arbeite geduldig, Schicht für Schicht, mit langen Trocknungszeiten, die meinem ungeduldigen Ich viel abverlangen. Ich und Geduld – eine Liebesgeschichte mit Konfliktpotenzial.

Begleitend dazu entstehen Texte – poetisch, erklärend, manchmal auch kryptisch. Auch hier ist die KI mein Gegenüber, mein Sparringspartner. Ich habe sie auf meine Tonalität trainiert, lasse mich von ihren Vorschlägen inspirieren, formuliere um, verwerfe, überarbeite. Bis ein Text entsteht, der das Bild trägt – und vom Bild getragen wird. Mit ein bisschen Glück klingt er nach Fertigstellung nicht nach „geschrieben von einer KI“, sondern nach mir – nur mit etwas weniger Tippfehlern.

Am Ende steht ein Werk, das auf vielen Ebenen entstanden ist. Mit Kopf, mit Herz, mit Technik. Die KI war dabei kein Ersatz für Kreativität – sondern Teil meines künstlerischen Prozesses. Ein Impulsgeber, ein Werkzeug, ein Spiegel meiner Zeit.

Und vielleicht findet dieses Werk irgendwann seinen Platz in einem Zuhause, in dem es weiterwirken darf – still, strahlend, vielschichtig. Und wenn es dann im richtigen Licht leuchtet, weiß ich:

Der ganze Wahnsinn hat sich gelohnt.

Danke fürs lesen und herzliche Grüße

AuroraGen

PS: ChatGPT hat folgende Überschrift für diesen Bolgbeitrag vorgeschlagen: „Synapsen, Sensoren und Schwarzlichter: Eine moderne Schöpfungsgeschichte„. Welche Überschrift gefällt dir besser?

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